Oper/Stadthalle/Kammerspiele:
FDP Bad Godesberg für eine solide Überprüfung aller Handlungsoptionen
(28. November 2017) Die Stadtverwaltung wurde jüngst vom Stadtrat damit beauftragt, den Neubau eines Operngebäudes anstelle der heutige Stadthalle in Bad Godesberg zu prüfen. Dabei werden allerdings nur Bau- und Betriebskosten verglichen (siehe http://www2.bonn.de/bo_ris/daten/o/pdf/17/1712586EB12.pdf ). Grundsätzlich ist zu kritisieren, dass bei vielen städtischen Gebäuden in der Vergangenheit ein Substanzverzehr stattgefunden hat, der auf mangelnde Aufwendungen für den Unterhalt zurückzuführen ist.
Zum derzeitigen Zeitpunkt und ohne Vorlage von belastbaren Fakten in Form testierter betriebswirtschaftlicher Kennzahlen, einer gutachterlichen Bewertung der baulichen Substanz der existierenden Gebäude sowie einer Marktforschungsstudie zum zurückliegenden und zu erwartenden Nutzungsverhalten von Oper, Kammerspielen und Stadthalle, um nur einige weitere wesentliche Voraussetzungen als Entscheidungsgrundlage zu nennen, kann aus Sicht der FDP Bad Godesberg kein seriöses, zukunftsfestes und auch für zukünftige Generationen finanziell tragbares Konzept entwickelt werden. Ohne diese Fakten bewegen sich alle Debatten zu dem Thema nur im Raum der Wunschvorstellungen und des Spekulativen.
Bis zur Vorlage der Prüfergebnisse und vor allem der Marktforschungsergebnisse sollten bei allen bis dahin in der Stadtgesellschaft stattfindenden Diskussionen drei Dinge im Auge behalten werden: 1. Die finanziellen Belastungen, die mit Sanierungen bzw. Neu- oder Umbauten verbunden sind, sind von unseren Kindern und Enkeln zu tragen. Diese erfahren jedoch durch den demographischen Wandel und den Klimawandel bereits eine überproportionale finanzielle Belastung im Vergleich zu vorherigen Generationen. 2. Die Erfahrungen in Bonn mit der Sanierung alter Bausubstanz deuten immer auf große Kostensteigerungen hin, die schnell 30% erreichen können. 3. Die Finanzkraft der Stadt ist, wie man am Wegzug des großen Steuerzahlers Haribo erkennen kann, keine Konstante.
Breite Mehrheit für Erhalt der Kammerspiele in Bad Godesberg

Das ehemalige Bad Godesberger Stadttheater markiert einen historischen Abschnitt in der deutschen Theatergeschichte. Mit seinem Baubeginn im Jahre 1952 war es der erste Theaterneubau in Deutschland nach Beendigung des zweiten Weltkriegs. Der Bau erregte damit eine Aufmerksamkeit bis in höchste Regierungskreise, die in einem Besuch der Baustelle durch den damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss ihren Ausdruck fand. Er symbolisiert den Durst der Menschen nach kultureller Inspiration nach dem Dunkel der Naziherrschaft. Die Eröffnung fand 1953 statt.
Der Bau stellte den Höhepunkt dar einer Theatertradition in Bad Godesberg, die bis in das Jahr 1792 zurückreicht und mit dem heutigen „Haus an der Redoute“ als kurfürstlichem Theater begann. Der Entschluss zum Bau des Stadttheaters wurde 1951 von der damals selbständigen Stadt Bad Godesberg nicht leichten Herzens gefasst. Auch damals bildeten die laufenden Kosten angesichts einer noch 50.000 Einwohner zählenden Gemeindegröße, eine zentrale Rolle in der Debatte um das Für und Wider. Trotz der sechs Jahre nach dem Krieg noch herrschenden Wohnungsnot und Wohnungsbewirtschaftung und damit unter wirtschaftlich weit schwierigeren Bedingungen, als dies heute bei der Haushaltskonsolidierung der Fall ist, rang sich die Stadt Bad Godesberg damals zum Bau der Spielstätte durch. Ziel war es, nach dem kulturellen Dunkel der Naziherrschaft wieder ein Licht aufzustellen.
Nach wie vor bildet das Theater den kulturellen Mittelpunkt des Stadtbezirkes Bad Godesberg und trägt damit entscheidend zum breit gefächerten kulturellen Angebot der Bundesstadt Bonn bei. Gleichzeitig sorgt es auch abends für eine Belebung der Bad Godesberger Innenstadt. Als Bühne des eher klassischen Schauspiels hat es sich hervorragend bewährt, ist aber auch als Vielzweckspielstätte (Theater, Musik, Kino) konzipiert und bestens geeignet. Kultur muss den Menschen aller Altersstufen, aller Bevölkerungsschichten und aller Bevölkerungsgruppen als Raum zum Experimentieren, zur Inspiration, zur Reflexion, zur Förderung von kritischem Denken sowie zur Kommunikation zugänglich sein und bleiben, damit am Ende Parallelwelten überwunden werden können.